Ankunft

Häftlinge und Gefangene der Emslandlager

Armin T. Wegner

„Wir leben hier mitten im Moor. Die zwölf oder vierzehn Baracken unseres Lagers, die man auf Pfählen im Moor errichtet hat, liegen fern jeder dörflichen Siedlung völlig verlassen und einsam in der grauen Weite. (…) In ihrer Trostlosigkeit und grenzenlose Öde hat die Landschaft doch zugleich etwas Großartiges und Erhabenes, das mich zuweilen an die russische Steppe oder die arabische Wüste erinnert (…); hier wartet noch Boden der Urbarmachung, ist Arbeit für ein Jahrhundert.“

Armin T. Wegner an Lola Landau, 21.9.1933, KZ Börgermoor (Landau/Wegner 1999: 20f.).

Unfreiheit

„Wie einem Vogel zumute sein muß, der gewohnt war, auf seinen Flügen die ganze Welt zu durchstreifen, wenn er sich plötzlich in einen Käfig von Stacheldrähten gesperrt sieht (…). (D)ie geistige Welt, die rein um ihrer selbst willen da ist (…), kennt auch hier (im KZ Börgermoor, Vf.) keine Grenzen; weder Stacheldraht noch Mauern können sie aufhalten, und ihr Feld ist der unendliche Raum.“

Armin T. Wegner an Lola Landau, 17.10.1933 KZ Börgermoor (Landau/Wegner 1999: 36f.).

Menschheitskämpfer“

Die Verhaftung

Gründe

„Und während ein Teil des Volkes, das eine solche Haltung niemals vor seinem Gewissen verteidigen könnte, diesen Vorgängen zujubelt, in der Hoffnung auf einen Lohn, überläßt es die Verantwortung der Staatsregierung, die diese Maßregeln in kalter Austreibung fortsetzt, vielleicht noch schlimmer als ein Gemetzel, ja weniger entschuldbar als dieses, weil sie das Ergebnis ruhiger Überlegung ist und nicht anders enden kann, als in einer Selbstzerfleischung unseres Volkes. Denn was muß die Folge sein? An die Stelle des sittlichen Grundsatzes der Gerechtigkeit tritt die Zugehörigkeit zu einer Art, einem Stamm.“

http://www.exil-archiv.de/grafik/biografien/wegner/brief.pdf

„Was wäre ein Deutschland ohne Wahrheit, Schönheit und Gerechtigkeit? (…) Wir wollen Würde, wenn wir Gerechtigkeit fordern. Ich beschwöre Sie! Wahren Sie den Edelmut, den Stolz, das Gewissen, ohne die wir nicht leben können, wahren Sie die Würde des deutschen Volkes!“

http://www.exil-archiv.de/grafik/biografien/wegner/brief.pdf

„(I)ch darf nicht vergessen das ungeheure Schicksal, was ich zurückließ (,) und die Aufgabe, an der ich weiterarbeiten muß. (…) ich weiß, daß ich deutsches Blut, deutsche Landschaft, deutsche Sprache in mir aufgenommen habe. (…) Und nun ist das eine allerdings nötig. Ein unglückliches Volk von seinem Elend und seinem unsäglichen Leiden zu erlösen, mein Volk, das auch du liebst und erkannt hast in seiner tragischen Schönheit (…).“

Lola Landau an Armin T. Wegner, 16.8.1933, Mölle (Schweden) (Landau/Wegner 1999: 7).

Die Tagebuchhefte

Der Transport in das KZ Börgermoor

„Die Anfahrt (…) dauerte tagelang. Die Häftlinge waren in enge Gefängniswagen eingeschlossen, jeder in einer Einzelzelle, in denen sie sich nicht bewegen konnten. (…) Bis heute behielt der Dichter von dieser Deportation (…) einen Schock.

Deuter 1979: 246

Im KZ Börgermoor

Funktionshäftling

„Überhaupt muß ich sagen, daß ich unter den SS-Männern viel verständnisvolles Entgegenkommen und tatreiche Hilfe gefunden habe. Deutsches Wesen und deutsche Offenheit können eben trotz mancher Mißverständnisse nicht aneinander vorübergehen, ohne sich zu erkennen und zu berühren.“

Armin T. Wegner an Lola Landau, 21.9.1933, KZ Börgermoor (Landau/Wegner 1933: 22).

Wegner und sein „Schicksal“

„Wer sich nicht opfert, wird sich nicht vollenden (…). Wer weiß, welch tieferer Sinn für mein Werk und für mein Leben darin liegen mag, auch in diese Tiefen, diese Leiden hinabgestiegen zu sein, auch hier in engster Gemeinschaft mit dem einfachen Volke und mit dem großen tragischen Schicksal Deutschlands verbunden.“

Armin T. Wegner an Lola Landau, 17.10.1933, KZ Börgermoor (Landau/Wegner 1999: 36).

„(S)elbst wenn es zu einer Scheidung unserer Ehe kommen sollte, (musst Du, Vf.) erkennen, daß hier das Gebot des Volkes, des Blutes oder der Rasse sein Machtwort spricht, dem wir uns beugen müssen (…).“

Armin T. Wegner an Lola Landau, 12.10.1933, KZ Börgermoor (Landau/Wegner 1999: 30).

Nach der Haft 

Literatur

Deuter, Jörg: Am Ziel der tausend Straßen. Armin T. Wegner im KZ Börgermoor 1933, in: Emsland-Jahrbuch 25 (1979), S. 242-251.

Landau, Lola/Wegner, Armin T. (1999): „Welt vorbei“. Die KZ-Briefe 1933/1934, Berlin.

Nikisch, Reinhard M. G. (1982): Armin T. Wegner. Ein Dichter gegen die Macht, Wuppertal.

Tamcke, Martin (1993): Armin T. Wegner und die Armenier. Anspruch und Wirklichkeit eines Augenzeugen, Göttingen.

Wernicke-Rothmayer, Johanna (Hg.) (2011): Armin T. Wegner. Schriftsteller, Reisender, Menschenrechtsaktivist, Göttingen.

Dies. (1982): Armin T. Wegner. Gesellschaftserfahrung und literarisches Werk, Frankfurt am Main/Berlin.

Wilfinger, Laura (2011): „In keinem Augenblick hört die Beobachtung in mir auf“. Die Lagerbücher von Armin T. Wegner: Notate aus Oranienburg, Börgermoor und Lichtenburg, August bis Dezember 1933, in: Wernicke-Rothmayer (Hg.), Wegner, S. 101-135.

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